Lydia Schauß Keine Kommentare

Dichter, Denker – Digitalisierer! Deutschland kann mehr.

Die deutsche Wirtschaft befindet sich in ihrer schwersten Krise der Nachkriegsgeschichte. Insolvenzen nehmen zu, die Preise steigen, und immer mehr mittelständische Unternehmen kehren Deutschland aufgrund schlechter Standortbedingungen den Rücken zu. Während andere Volkswirtschaften sich längst einem neuen Zeitalter zugewandt haben, straucheln bei uns etablierte Industriezweige, ein massiver Stellenabbau greift um sich und längst macht sich das Gefühl breit: Wir sind nicht fit für die Zukunft. Bei der digitalen Transformation sind wir in den meisten Bereichen weit hinter der Zeit. Hinzu kommt: Einseitige technologische Abhängigkeiten machen uns immer stärker erpressbar und engen im schlechtesten Fall politische Handlungsspielräume ein. Dabei hatten wir gelernt, dass wir in strategisch essentiellen Bereichen wie der Energieversorgung keine Abhängigkeiten dulden dürfen. Das gilt auch und insbesondere für Digitalisierung. Europa und Deutschland müssen in dieser Hinsicht endlich auf eigenen Beinen stehen und Digitalisierung souverän gestalten, statt in einer reinen Anwenderrolle zu verharren.

Deutschland braucht ein neues Geschäftsmodell

Zwar ist unser Land momentan die drittstärkste Volkwirtschaft der Welt, aber wir zehren heute noch von den Erfolgen vergangener, analoger Zeiten. Der Wohlstand von Morgen ist jedoch kein Automatismus. Wir sind uns sicher: Deutschland braucht ein neues Geschäftsmodell, das viel stärker als bisher getragen wird von digitalen Innovationen, wenn wir unseren Wohlstand in einer digitalen Zukunft halten und diese Zukunft selbstbestimmt gestalten wollen. Die gute Nachricht lautet: Wir haben alles, was wir dafür brauchen: einen innovationsstarken, mittelständisch geprägten Digitalsektor, Spitzenforschung, kluge, fleißige Köpfe. Wir haben jetzt die Möglichkeit, die Weichen zu stellen für die Neuauflage einer deutschen Erfolgsgeschichte. Das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit war geprägt von Mut, Innovation und dem unermüdlichen Einsatz eines starken Mittelstands. Mit begrenzten Ressourcen, aber einem klaren Fokus auf Qualität und Spezialisierung in Nischen, gelang es Deutschland, binnen weniger Jahrzehnte eine weltweit führende Wirtschaftsnation zu werden. Schlüsselindustrien wie der Maschinenbau oder die Automobilbranche wurden zum Rückgrat dieses Aufschwungs, getragen von hochspezialisierten Unternehmen, die auf technologische Exzellenz setzten. Aus dieser Entwicklung sind viele heimliche Marktführer mit weltweit erfolgreichen Produkten in Nischen hervorgegangen, auf die wir zurecht stolz sind. Die Hidden Champions von Morgen jedoch kommen aus der TechBranche.

Das nächste Wirtschaftswunder ist digital

Heute steht Deutschland erneut vor einer historischen Herausforderung: Mit dem geringsten prognostizierten Wirtschaftswachstum aller Industrieländer in 2025 (OECD 2024) und einer sich ausweitenden digitalen Abhängigkeit von außereuropäischen Technologieanbietern ist die Notwendigkeit eines digital getriebenen, ökonomischen Aufbruchs größer denn je. Mehr noch: Wir glauben, dass nicht weniger als ein digitales Wirtschaftswunder möglich – und nötig ist. Ein digitales Wirtschaftswunder kann dabei von den gleichen Prinzipien getragen werden wie damals: hochspezialisierte, mittelständische IT-Unternehmen, die durch ihre Innovationskraft weltweite Spitzenpositionen in Nischenmärkten einnehmen. Statt Maschinen, chemischen Produkten und Autos stehen jedoch digitale Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz, Cloudcomputing oder Quantentechnologie und deren spezialisierte Anwendung im Zentrum. Dafür braucht es jetzt gezielte politische Rahmenbedingungen: Der Zugang zu Wachstumskapital muss umfassend erleichtert, Fachkräfte gewonnen und die (digitale) Infrastruktur modernisiert werden. Gleichzeitig braucht es eine Politik, die den IT-Mittelstand durch weniger Bürokratie und steuerliche Entlastungen fördert. Ein neues Wirtschaftswunder wäre nicht nur nötig, um Wachstum und Wohlstand zu sichern, sondern auch, um die Grundlage dafür zu schaffen, dass Deutschland weiter global eine Rolle als ökonomisches Schwergewicht einnimmt – mit „Tech made in Germany“ als Gütesiegel für Exzellenz und Innovation.

Neue Legislatur – große Aufgaben, große Chancen

Fest steht: Wie es ist, darf es nicht bleiben. Digitalpolitische Versäumnisse der Vergangenheit konnten von der Ampel nicht aufgeholt werden. Vieles ist zwischen Krisenbewältigung und Streitigkeiten untergegangen und liegengeblieben. Zu lange war Digitales nur „nice to have“ – statt Top-Priorität auf der bundespolitischen Agenda. Die Folge: Wir haben keine Zeit mehr. Kurskorrekturen reichen deshalb nicht – es braucht endlich eine echte Wende, eine grundlegende Neuausrichtung in der Wirtschafts-, Innovations- und Digitalpolitik. Essentiell dafür ist, dass die nächste Bundesregierung erkennt, dass eine neue, auf maximale Innovationsfreundlichkeit ausgerichtete Digitalpolitik die beste Wirtschaftspolitik ist für eine Stärkung unserer heimischen Digitalwirtschaft und eine Schlüsselinvestition in die Zukunftsfähigkeit und Souveränität unseres Landes. Im aktuellen BITMi-Positionspapier geben wir anlässlich der bevorstehenden neuen Legislaturperiode konkrete Handlungsempfehlungen für die Bereiche Wirtschaft, Staat und Gesellschaft, um genau dafür den Weg zu bereiten: für nicht weniger als ein neues, digitales Wirtschaftswunder für Deutschland.

Auszug aus dem BITMi-Positionspapier zur Bundestagswahl 2025 „IT-Mittelstand im Fokus: Innovation und digitale Souveränität – made in Germany“.